Leserbrief

Leserbrief von Ingo Dahl, Bliesdorf

Leserbrief von Ingo Dahl zum Bürgerbegehren Bliesdorf (BBB) gegen das Baby- und Kleinkinderhotel in Bliesdorf.

Nun liegen die Aussagen schriftlich vor, mit denen die BBB den Versuch macht, durch eine Zustimmung / ein Ja zu diesen Vorstellungen, den Bürgern von Schashagen zu vermitteln, warum sie das Projekt Familienhotel des Martin Bendfeldt verhindern will.

Zu diesen 7 Punkten möchte ich, Ingo Dahl aus Bliesdorf, Stellung nehmen.

Zu Punkt 1
Die beklagten Störungen der Ruhe- und Erholungsphasen der betroffenen Bürger sind schon heute durch den ständigen Verkehr zu den vorhandenen touristischen Einrichtungen gegeben. Sie werden demnächst durch das erhöhte Verkehrsaufkommen verstärkt, welches durch die Nutzung der ca. 150 neuen Wohnmobil–Stellplätze am Strand, mit ihren typisch kurzen Belegungen im ganzen Jahr entsteht. Darum ist der Shuttle-Bus statt privater PKW geplant, um keine weitere Quelle der Belästigung zu werden. Oder?

Der Begriff Daseinsvorsorge ist in diesem Zusammenhang völlig falsch angewendet. Lesen sie dazu bei Wikipedia. Er bedeutet im Wesentlichen die Grundversorgung mit Wasser, Gas, Strom, die Entsorgung etc. Es sind zusätzliche Leistungen der Gemeinde, die Wohn- und Lebensqualität der Bürger anzuheben und nur durch ein erhöhtes Steueraufkommen z.B. durch das Familienhotel zu realisieren. Oder?

Die unbekannte Zunahme des Tourismus ist weitestgehend von den Zielen der vorhandenen Einrichtungen am Strand abhängig, falls die ca. 2.000 Camping-  und mehr als 200 Wohnmobil-Stellplätze am Strand erweitert werden sollten. Oder?

Zu Punkt 2
Die Kostensituation ist von BBB nicht richtig dargestellt, weil im städte-baulichen Vertrag festgelegt ist, dass alle im Projekt Familienhotel enthaltenen Erweiterungen der Infrastruktur vom Investor zu zahlen sind. Oder?

Der Shuttle-Bus vom Familienhotel zum Strand ist auch geplant, um das von der BBB mit Foto unterlegte Verkehrschaos an anderer Stelle nicht noch verstärken. Ist dies vielleicht ein Hinweis auf das Familienhotel? Aber dort ist absolutes Park- und Halteverbot auf der Straße. Oder? Auf Basis des genannten Verkehrsgutachtens von 2018 ist eine Zunahme des Verkehrs bis 2030 auf 3.400 Einheiten täglich prognostiziert. Wenn diese Angaben von BBB zur Basis ihrer Argumente macht, bedeutet dies etwa:  Auf derzeit 2.200 Camping- und Wohnmobil-Plätze entfielen davon tägl. 3.300 Fahrzeugbewegungen rechnerisch in 12 Std von/zum Strand, = 4,6 Kfz/min. Dagegen zum/vom Familienhotel = 9 Kfz/Std. Diese Zahlen belegen eindeutig die Ursachen der Verkehrsdichte. Oder? 

Auf Basis der vorgenannten Verkehrssituation ist es unwahrscheinlich, dass Ausritte auf öffentliche Straßen stattfinden können. In Abstimmung mit anderen Grundeigentümern werden dann ruhige Feld- und Waldwege genutzt. Die BBB verlangt an anderer Stelle ihrer Argumente, den Erhalt des dörflichen Charakters von Bliesdorf. Wenn nun dazu passend dazu ein paar Pferde erscheinen, wird von der BBB unqualifizierter Alarm geschlagen. Oder?

Zu Punkt 3
Die Bemerkung der BBB zum Wunsch, dass Schashagener den Strand auch gerne nutzen, ist keine neue Erkenntnis der Lage. Oder?

Die Behauptung der BBB, dass die Kapazitätsgrenzen am Strand erreicht sind, ist eine pauschale Aussage ohne belastbare Zahlen. Oder?

Für die Pflege des Strandes wendet die Gemeinde keine sichtbaren Mittel auf (Naturstrand, keine Kurtaxe). Die Betreuung der öffentlichen Toiletten und die Müllbeseitigung in öffentlichen Behältern = Daseinsvorsorge, Wikipedia. Auch Eigentümer von Wohnhäusern habe für derartige Leistungen an die Unternehmen öffentlichen Rechts zu zahlen. Oder? 
Wo ist eine Verbindung dieser Aussagen und Behauptungen der BBB zum Bürgerentscheid am 08.05.2022?
Aus meiner Sicht beim besten Willen nicht zu erkennen. Oder?

Zu Punkt 4
Die Haltung der BBB zu ganzjährigen Arbeitsplätzen ist lobenswert. Dass in OH keine freien und qualifizierten Arbeitnehmer für den Hotel- und Gaststättenbereich zur Verfügung stehen, ist allseits bekannt. Oder?

Wollen jedoch Fachkräfte aus der Region im Familienhotel arbeiten, geschieht dies auch im Interesse an dem für die Region einmaligen Konzept des Familienhotels. Selbstverständlich werden Fachkräfte intensiv überregional gesucht und junge Leute dann fachlich ausgebildet. Aber dabei entsteht automatisch die Frage nach Wohnraum. Oder?
Da die neuen Mitarbeiter nicht aus der Region kommen, ist es erforderlich Wohnraum zu schaffen. Dies wird naturgemäß durch die Errichtung des  Mitarbeiterhauses realisiert. Oder?

Zu Punkt 5
Falls den Initiatoren der BBB kein Kapital für den Erwerb von verzinslichen Anlagen, Aktien oder Immobilien zur Verfügung sollte, dürfen sie dennoch nicht die Augen davor verschließen, dass Immobilien wahrscheinlich eine sichere Altersversorgung gewährleisten. Ein guter Grund, auch in das  Familienhotel zu investieren. Oder? 

Es soll nur der sachlichen Erklärung dienen, dass jede Finanzierung eines Projektes, die nicht von einer Einzelperson getätigt wird, selbstverständlich ein Investorenmodell ist. Eine Binsenwahrheit, dass die Gewerbesteuer nach Abzug aller, nach Steuerrecht geltenden Kosten, zu zahlen ist und gleichermaßen der Hinweis auf die Schwankungen der ergebnis-orientierte Gewerbesteuer. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Investitionen muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden (Kapitalsicherung, Altersversorgung). Ein Bezug dieser Frage der BBB zu Ablehnung des Familienhotel ist hier nicht erkennbar. Man kann sich über die Worthülsen der BBB nur wundern, sie hat wohl keine besseren Begründungen zur Darstellung ihres Bürgerentscheides. Oder?

Zu Punkt 6
Bei der Anmerkung zur Nutzung vorhandener Einrichtungen, ist der BBB eine realistische Betrachtung völlig abhanden gekommen.  Für den Raumbedarf der Gemeindevertreter bei Sitzungen steht z.Zt. nur die große Turn-halle in Merkendorf zur Verfügung. Sollten ersatzweise Sitzungen im Rathaus von Grömitz oder Neustadt stattfinden? Wo ist in der gesamten Gemeinde eine Gastronomie, in Logeberg, Merkendorf etc. in Schashagen? Die Bäder in Sierksdorf und Grömitz sind nur mit dem Auto zu erreichen und durch den Tourismus in ihren Orten bei ungünstiger Witterung ausgelastet.  Mal auf ein Bier und sich gemütlich mit Nachbarn zu treffen ist nur noch in Bliesdorf eingeschränkt möglich. Darum sollten wir uns über jedes Angebot freuen, welches diesen Bedürfnissen entgegenkommt. Oder?

Zu Punkt 7
Bei der Vorstellung der BBB, den dörflichen Charakter von Bliesdorf zu erhalten, muss für die BBB vielleicht der Entwicklungsstand des Ortes von 1997 mit 404 Einwohnern herhalten. Die Veränderung durch die B501, die Verluste von Ackerflächen durch umfangreiche Verpachtungen und Verkäufe, Neubauten in Furthkoppel, Stockrehm, Bliesdorfer Mitte, Windenergieanlagen, sind bei den bedauernswerten Ansichten der BBB nicht erkennbar geworden. Nur ewig Gestrige möchten die Zeit zurück drehen, möchten einen örtlichen Charakter von Bliesdorf erhalten, der in den 25 Jahren seit 1997 für immer verloren gegangen ist. Oder?

Wenn theoretisch 340 Gästen (100% Auslastung des Familienhotels) gegen 480 Einwohner von Bliesdorf gestellt werden, sind offensichtlich von der BBB die saisonalen 4.000 Gäste in Furthkoppel und Strandeinrichtungen vergessen worden. Oder?

In diesen Zusammenhang muss auch die unklare Vorstellung der BBB betrachtet werden, dass sich der touristischen Schwerpunkt, (was ist das), von Bliesdorf-Strand in den Ortskern verlagert. (Eine verständliche Erklärung dieses Begriffes ist nirgends gegeben.) Es gibt in der gesamten Gemeinde Schashagen keine Stelle, keine Fläche, kein Gebäude, keine Anlage für kulturelle Veranstaltungen, falls damit ein Schwerpunkt für den Tourismus gemeint sein sollte. Deshalb kann in diesem Zusammenhang auch nicht die Gefahr des Verlustes an Lebensqualität für die Bliesdorfer Bürger erkannt werden. Oder?

Die Präsentation des Architekten des Projektes Familienhotel fand am 12.09.2019 mit seinen konzeptionellen und optischen Anpassungen statt. Damit waren die offenen Fragen der CDU in der Gemeindevertretung von 12.12.2017 abgearbeitet und die Voraussetzungen für die Zustimmung zum Familienhotel gegeben.  Am 01.10.2019 hat dann die Gemeindevertretung unter TOP Ö 5.2, nachzulesen im entsprechendem Protokoll, entschieden:
Die Gemeindevertretung beschließt auf Grundlage der im Rahmen der Bau- und Umweltausschuss-Sitzung am 12.09.2019 vorgestellten Entwurfspläne für das Familienhotel Bliesdorf die Durchführung der frühzeitigen Bürger- und TÖB-Beteiligung zur 36. Änderung des Flächennutzungsplanes sowie zum Vorhabenbezogenen Bebauungsplans Nr.1.
Dieses ist eine Entscheidung über die Grenzen von Schashagen hinaus und ein wichtiger Schritt im Entwicklungsplan unserer Gemeinde.  Oder? 

Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen von Schashagen, Sie haben die Gelegenheit, die Punkte 1-7 der BBB-Argumente, mit der nach Punkt 1-7 gegliederten Begründung meiner vorstehenden Betrachtungen zu vergleichen. Sie sind mein Bemühen, begründete logische Antworten auf die Ansichten, Vermutungen und Behauptungen der BBB zum Bürgerentscheid am 08.05.2022 zu geben. 

Mit einem NEIN entscheiden sie, dass der Aufstellungsbeschluss des Bau- und Umweltausschusses vom
16. November 2017 für das Familienhotel nicht aufgehoben wird. 


Ingo Dahl, Bliesdorf, d. 15.04.2022